
Chinas Bruttoinlandsprodukt (BIP) ist im zweiten Quartal um 7,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr und damit entsprechend den Erwartungen gewachsen. Das meldete am 15. Juli 2013 das chinesische Statistikamt in Peking. Einen Anstieg um 8,9 Prozent gegenüber dem Vorjahr verzeichnete im Juni die Industrieproduktion. Sie bleibt damit leicht hinter den Prognosen zurück. Gleichzeitig sind die Einzelhandelsumsätze im Juni erneut nach oben geklettert, und zwar um 13,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr und auch stärker als im Vormonat. Martha Wang, Fondsmanagerin des Fidelity China Focus Fund, ordnet die Zahlen aus Investorensicht ein:
"Die aktuellen Zahlen passen zur allgemeinen Erwartung einer Wachstumsverlangsamung in China. Sie sind jedoch keine Überraschung, geschweige denn alarmierend, für Kenner des chinesischen Marktes.
Für die nächsten Jahre gehe ich von einer weiteren graduellen Verlangsamung des BIP-Wachstums aus, denn die Führung in Peking will den Konsum zu einer wichtigeren Stütze der Wirtschaft machen und
setzt dabei auf Qualität statt Quantität der wirtschaftlichen Entwicklung.
Manche befürchten dennoch, dass die stetig sinkenden BIP-Zahlen Pekings Entschlossenheit, die Wirtschaft stärker auf den Konsum auszurichten und auf zusätzliche Stimulierungsmaßnahmen zu
verzichten, auf eine harte Probe stellen könnten. Aus meiner Sicht wird die Regierung aber nur dann wachstumsfördernde Maßnahmen ergreifen, wenn es tatsächlich zu einer deutlichen Eintrübung der
Konjunktur kommt. Davon ist bislang aber noch nichts in Sicht.
Die politische Führung konzentriert sich jetzt stärker auf die Neuausrichtung der Wirtschaft als auf das Erreichen eines definierten Wachstumsziels. Und dieser Ansatz ist meines Erachtens
langfristig für China genau der richtige Weg. Außerdem sollte nicht vergessen werden, dass ein Wirtschaftswachstum von 7,5 Prozent im aktuell eher schwierigen weltwirtschaftlichen Umfeld ein sehr
gutes Ergebnis ist.
Mögliche Trendwende beim Verbrauchervertrauen
Für positive Überraschung haben unterdessen die heute veröffentlichten Zahlen zu den Einzelhandelsumsätzen gesorgt, aus denen ein Anstieg hervorgeht. Das ist eine gute Nachricht für die
Konsumbranche, der das fehlende Verbrauchervertrauen in diesem Jahr bislang zugesetzt hat. Das könnte nun die Trendwende sein.
Viele Investoren richten ihren Fokus jetzt auf Unternehmen, die in der nächsten Entwicklungsphase Chinas die Führung übernehmen dürften. Das sind zum Beispiel Firmen aus den Bereichen erneuerbare
Energien, Technologie, Gesundheit und Pharma. Gleichzeitig steigen sie vermehrt aus einigen der etablierteren Industriezweige wie dem Baugewerbe und Sachanlageinvestitionen aus. Die Regierung hat
jedoch noch ein hartes Stück Arbeit vor sich, um die langfristigen Probleme des Landes zu lösen wie Liquiditätsprobleme im Bankensystem oder das Erreichen eines nachhaltigeren, die Umwelt weniger
belastenden Wachstums."
Quelle: Fidelity
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